Nur mal zum Nachdenken:

1946 wurde meine Großmutter und ihre Kinder (darunter mein Vater mit 13 Jahren) aus der Tschechoslowakei wie die meisten Sudetendeutschen mit Gewalt (Benesch-Dekrete) aus Roschwitz bei Klösterle (Kreis Kaaden) vertrieben. Mitnehmen durften sie fast nichts. Nach einer Fahrt per Bahn  im Viehwagen kamen sie im Lager Moschendorf an. Einige Zeit später wurden die Flüchtlinge auf das Land verteilt. Meine Großmutter und ihre Kinder wurden nach Unterwaiz (heute Heinersreuth) zugewiesen. Hier stand sie mit 2 Kindern vor dem Gasthof Vogel.

Gasthof Vogel – Unterwaiz (Heinersreuth)

Mittellos und auf die Aufnahme durch die Kleinbauern angewiesen. Doch sie war die letzte, die bei der Aufteilung zum Zuge kam,denn mit 2 Kindern (davon ein Kleinkind) erwartete man nicht, daß sie auf dem Hofe helfen könne. Mein Vater war in der Folge gezwungen seine Schule abzubrechen und einen ungeliebten Berug zu erlernen, denn man hätte ihm sonst die Lebensmittelmarken gestrichen. Den so erlenten Beruf als Schuhmacher übte er nach der Lehrzeit nie aus.

Die Flüchtlinge wurden als Habenichtse und teilweise auch als Schmarotzer bezeichnet. Als mein Vater dann über 10 Jahre später um die Hand eines hiesigen Mädel anhielt, da wurde er von deren Eltern immer noch als ein Habenichts und Dahergelaufener bezeichnet. Hinzu kam das Problem des anderen Glaubens (katholisch vs. evangelisch), denn eine gemischte Ehe stellte immer noch ein Problem dar.

Ach ja, und wie mir mein Vater sagte, es gab nur einmal einen Vorteil, den er aus dem Flüchtlingsausweis zog: Es war die bevorzugte Zuteilung einer Sozialwohnung. Aber sonst verdankte er alles seiner eigenen Motivation und seinem Integrationswillen.

Diese Worte sollen zum Nachdenken anregen und die Verklärung des Integrationswunders nach dem Krieg etwas kritisch hinterfragen. Nicht der Wille der aufnehmenden Bevölkerung war entscheidend, sondern der Wille des Flüchtlings.

Integration einfach gemacht?

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